Ein besonderes Projekt für ein
besonderes Kunstwerk

Anfrage und Definition
Gemeinsam mit dem Kunstpalast und dem RED – Restaurierungszentrum Düsseldorf durften wir ein spannendes Projekt realisieren: Für das Gemälde Heilige Agatha aus dem frühen 17. Jahrhundert, eine Dauerleihgabe der Freunde des Kunstpalasts, entwickelten und fertigten wir einen passenden Rahmen.
Von der ersten Anfrage des Museums bis zur finalen Einrahmung vergingen rund drei Monate, in denen es zahlreiche Abstimmungen, individuelle Anpassungen und eine intensive fachliche Zusammenarbeit gab.
Das Projekt war für uns in mehrfacher Hinsicht eine bereichernde Erfahrung und hat unser Profil als traditionelle Rahmenmanufaktur, die mit handwerklicher Präzision und individueller Sorgfalt arbeitet, einmal mehr gestärkt.
Auswahl der Rahmung
Auf Basis der Anfrage präsentierten wir drei breite Rahmenprofile zur Auswahl. Frau Dr. DuBois entschied sich für ein Renaissance-Profil, das vollständig vergoldet werden sollte, jedoch nicht in Hochglanzoptik, sondern mit einer feinen Bearbeitung, die den Eindruck historischer Alterung bewusst aufgreift.
Die Zusammenarbeit mit der Sammlungsleiterin der Abteilung Malerei bis 1900, Frau Dr. Dubois, sowie der Gemälderestauratorin, Frau Holubec, war nicht nur fachlich, sondern auch menschlich sehr konstruktiv. Gemeinsam entwickelten wir ein gestalterisches und technisches Konzept, das dem Werk sowohl in seiner historischen und ästhetischen Bedeutung als auch in seiner materiellen Beschaffenheit gerecht wird. Der kontinuierliche Dialog zeigte eindrucksvoll, wie lebendig und relevant handwerkliche Qualität im musealen Kontext sein kann.
Montage
Eine der ersten Herausforderungen bestand darin, die konservatorischen Anforderungen bei der Rahmung zu erfüllen. Dieser Anspruch ist in unserer Manufaktur Standard. Für den sogenannten Plattenrahmen haben wir eine maßgeschneiderte Konstruktion entwickelt. Da die reguläre Falzhöhe des Rahmens nicht ausreichte, wurde auf der Rückseite eine Verstärkung eingefügt, die alle Komponenten der Rahmung – den Keilrahmen des Bildes sowie eine mögliche spätere Verglasung und Zwischenleiste – aufnehmen kann. Um diese von der Seite nicht zu massiv erscheinen zu lassen, wurde sie etwas eingerückt und leicht eingeschrägt.
Zudem wurde die Breite der Rahmenfalz erweitert, um das Gemälde an den Rändern abzudecken und den vom Museum gewünschten Bildausschnitt exakt sichtbar zu machen. In die Verdickung unten wurde ein zweiter Falz eingefügt, um einen Abschlusskarton als Rückseitenschutz einlegen zu können – Präzision auf allen Ebenen.
Um all diese Anforderungen zu vereinen und diese an unsere Schreinerei exakt zu vermitteln, fertigten wir eine technische Skizze an, die zur sicheren Abstimmung mehrfach überarbeitet wurde. Sie dokumentiert nicht nur die exakte Position und Höhe der Verstärkung sowie den zusätzlichen Rückseitenfalz, sondern zeigt auch: Technische Zeichnungen können durchaus Charakter haben. Unsere war jedenfalls ein echtes Unikat – handgemacht, versteht sich.


Produktion
Ein gelungener Rahmen beginnt mit dem richtigen Material. Das für die Rahmung der Heiligen Agatha verwendete Holz – Ilomba – ist zwar weniger bekannt als klassische Hölzer wie Linde oder Eiche, überzeugt aber durch seine ruhige, gleichmäßige Struktur und Stabilität. Es lässt sich hervorragend grundieren, bleibt auch bei breiten Profilen formstabil und bietet damit ideale Voraussetzungen für eine hochwertige Vergoldung sowie detailreiche Fassarbeiten.
Grundierung
Die erste makellose Grundierung des Rahmens war nur der Anfang, denn das Ziel war nicht ein makelloses, neues Erscheinungsbild, sondern ein Rahmen, der eine Geschichte erzählt. Um der Oberfläche einen antiken, historischen Charakter zu verleihen, bearbeitete unser erfahrener Vergolder Thorsten Nitsch das Profil mit dem Schlageisen. Mit großer Sorgfalt entstanden gezielt gesetzte Spuren, die die Patina der Zeit andeuten und dem Rahmen Lebendigkeit und Tiefe verleihen. Vor der weiteren Verarbeitung wird der Rahmen mit mehreren Grundierungsschichten versehen.
Als Nächstes musste der Farbton für die Poliment-Schicht ausgewählt werden. Dies war eine wichtige Entscheidung, da diese Farbschicht durch die Blattvergoldung hindurchschimmert und den farbigen Charakter des vergoldeten Rahmens wesentlich beeinflusst. Unsere Senior-Beraterin Sabine Ruzicka empfahl Alt-Ocker, einen warmen, zurückhaltenden Ton, der den Charakter des Gemäldes sensibel aufgreift, ohne dominant zu wirken.






Vergoldung
Für die Blattvergoldung des Rahmens wurde Dukatengold mit einem Feingehalt von 23 Karat verwendet. Dieses besonders reine und warm leuchtende Gold wird seit Jahrhunderten wegen seiner Strahlkraft und Langlebigkeit geschätzt – ein edles Material mit großer Tradition in der Rahmenkunst.
Bei einer Profilbreite von 9,5 cm und einer Rahmengröße von 102 x 117 cm ergibt sich für die Vergoldung eine umfangreiche Fläche. Über mehrere Tage hinweg wurde Blatt für Blatt in der Größe von 8 x 8 cm in sorgfältiger Handarbeit aufgetragen. Dieser Vorgang verlangt äußerste Konzentration, Präzision und Erfahrung.
Die Verwendung dieses hochwertigen Materials ist nicht nur eine Frage der Ästhetik, sondern auch ein Statement für Qualität und Beständigkeit. Anschließend wird die zarte Blattgoldoberfläche ganz fein durchgerieben. So beginnt das darunterliegende Poliment sanft durch das Gold zu schimmern – ein subtiler Effekt, der dem Rahmen Tiefe verleiht und seinen historischen Charakter betont.


Patinierung – wenn der Rahmen Geschichte erzählt
Unser Ziel war es, eine stimmige Balance zwischen der historischen Ausstrahlung des Gemäldes und der unterstützenden Rolle des Rahmens zu schaffen. In enger Abstimmung mit Frau Dr. Dubois trugen wir mehrere Schichten aus Leimlasur und feinem Pigmentpuder auf. Jede Schicht wurde sorgfältig gesetzt, um Tiefe und Alterungseffekte zu erzeugen – ohne dabei die Strahlkraft des Goldes zu überlagern.
Bei einer ersten Anprobe im RED – Restaurierungszentrum Düsseldorf, bei der wir den Rahmen erstmals im Zusammenspiel mit dem Original sahen, zeigte sich jedoch: Der Rahmen wirkte noch zu hell, zu glänzend, zu neu.
Es folgte eine weitere, sensibel abgestimmte Verarbeitungsphase. Durch zusätzliche Lasuren und gezielte Abtönungen der Oberfläche entstand schließlich ein Rahmen, dessen Erscheinungsbild das Gemälde unaufdringlich ergänzt und ihm eine ruhige, historisch anmutende Tiefe verleiht.
Das Ergebnis dieser sorgfältigen gestalterischen Zusammenarbeit ist öffentlich zugänglich: Im Ausstellungsraum des Museums Kunstpalast kann das Gemälde Heilige Agatha heute im neuen Glanz und im passenden Rahmen bewundert werden.
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